PROGRAMM MIT TOP-KRÄFTEN UND NEWCOMER:INNEN ÜBERRASCHT IMMER WIEDER
„Dass ihr das versucht, ist lobenswert“, so Christel Esser vom Triberger Weg, als KjG-Mitglieder:innen ihr an der Haustüre Karten für die erstmalig stattfindende Jugendsitzung verkaufen wollen. „Ich kaufe zwei Karten, um euch zu helfen, werde aber nicht kommen, das ist mir zu laut“.

Der Kartenvorverkauf für die erste Jugendsitzung, die am 5.2.1975 im Jugendheim von der KjG organisiert wurde, gestaltete sich äußerst mühselig. Nur wenige trauten den Jugendlichen zu, ein neues
Sitzungsformat, fast ausschließlich mit professionellen Kräften des Kölner Karnevals, auf die Beine zu stellen. Gegen die damalige, besonders für jüngere Menschen übermächtige Chorsitzung anzutreten, war beim Start nicht einfach. Doch das sollte sich schnell ändern! Bei Sitzung Nr.1 gab es noch Restkarten, danach waren alle Sitzungen ausverkauft. Das Konzept überzeugt auf derganzen Linie und das bis heute.

WAS IST DAS BESONDERE FORMAT DER JUGENDSITZUNG?
Von Beginn an stand fest: Die Sitzung sollte offen für alle sein. Das Feiern sollte im Mittelpunkt stehen. Das Programm sollte hochkarätig und niveauvoll sein. Zwischen Wort- und Musikbeiträgen sollte gewechselt werden. Voraussetzung für den stimmungsvollen Ablauf einer Sitzung ist die Begleitung einer professionellen Kapelle, die gleichermaßen alte und neue Karnevalsliederspielt und aufmerksam jeden Beitrag verfolgt, um passende Tuschs und Songs anzustimmen.

Damit das alles harmoniert, musste eine neue Licht- und Soundanlage angeschafft werden.
Das Einbinden von Traditionscorps und Tanzgruppen des Festkomitees Kölner Karneval war Pflicht. Ebenso die Berücksichtigung von Nachwuchskräften, die kurz vor dem „Durchbruch“ stehen. Es gibt keine langen Reihen mit Ehrengästen und damit auch keine ermüdenden Begrüßungen und Ehrungen. Die Jugend bindet die ältere Generation aktiv ein. Hierfür erhielten Senior:innen ein Vorkaufsrecht und reservierte Plätze. Zahlreiche Ältere wurdeneigens aus den damaligen Altenwohnheimen zur Sitzung abgeholt und nach Veranstaltungsende wieder in ihre Wohnung zurückgebracht. Diese Prozedere wurde über viele Jahre beibehalten.

Wichtiges Unterscheidungsmerkmal zu anderen Veranstalter:innen in Köln ist die persönliche Betreuung und Wertschätzung, die den Künstler:innen und der Technikcrew zu Teil wird. Dazu gehört die kenntnisreiche und motivierende Moderation durch den amtierenden Präsidenten Martin Becker, wie auch die uneingeschränkte Aufmerksamkeit, die das ganze Team den Künstler:innen auf der Bühne entgegenbringt. Da gibt es schon mal einen Plausch hinter den Kulissen, da werden Selfiewünsche erfüllt, da wird schon mal ein Kaffee gereicht, zudem gibt es kostenfrei ein kleines Büfett. Auch steht das
Technik-Team hilfreich beim Be- und entladen des umfangreichen Equipments zur Seite und installiert in Windeseile bis zu 16 Signalwege und mischt diese live und stimmig ab.

WER HAT’S ERFUNDEN?
Die Idee zur Jugendsitzung entstand im
„ActionCenter“, so hieß das Kleine Jugendheim früher. Dem ersten Arbeitskreis gehörten Wilfried Holstein, Hermann-Josef Lauter, Alfred und Mechtild Kohlenberg, Elisabeth Kurth, Fritz Kautz, Edgar Stahl und Manfred Stahl an. Schon im Herbst 1973 fanden erste Überlegungen statt, eine KjG-eigene Veranstaltung als Alternative zur Chorsitzung, die Jugendlichen kaum Raum für Beteiligung bot, zu entwickeln. Bis zur Premiere dauerte es dann noch anderthalb Jahre.

WELCHE KÜNSTLER:INNEN HABEN IN DEN ERSTEN JAHREN AUF DER BÜHNE GESTANDEN?
Standen in den ersten drei Jahren noch eigne Kräfte, wie die „Ärm Söck” um Walter Heilmann, Hermann-Josef Lauter, als„Schöner Hugo“, die Gruppe „Ekstra Dray“ um Ernst-Georg Holstein, die Brüder Conny und Fritz Kautz, Emil Berger als „Doofe Emil“ oder die Familie Kohlenberg als mexikanische Folkloregruppe „Los Mülheimeros“ auf der Bühne, so sicherten ab 1978 ausschließlich professionelle Kräfte das Programm.

Dabei erwies sich der persönliche Kontakt zu Gerd Rück, bekannt als „Weltenbummler“, als Glücksfall. Er war Mitglied der KaJuJa, der damaligen „karnevalistischen Untergruppierung“ des BDKJ, dem Bund derDeutschen Katholischen Jugend. Gerd Rück stellte Kontakte zu anderen Künstler:innen her und ermunterte sie, in der BKS aufzutreten. Dazu gehörten das „Colonia Duett“ mit Hans Süper und Hans Zimmermann, Gerd und Karl Jansen als „Tünnes und Schäl“ . „Der Schütze Bumm“ Franz Unrein, Heri Blum als „Ne ärme Deuvel“, das Tanzchor der „Nippeser Schifferjunge“, Hans Hachenberg als „DoofNuß, Willibert Pauels als „Ne bergische Jung“ , die Kölner Ratsbläser, die „Labbese” und auch die Gruppe „Ne Höhnerhoff“, denspäteren „Höhnern“.

WELCHE KRÄFTE TRETEN HEUTE AUF?
Die BKS hat sich im Kölner Karneval mit ihren verschiedenen Veranstaltungen, wie Kinder-,Jugend- und Pfarrsitzung einen Namen gemacht. Besonders die Jugendsitzung hat sich bei den Profis etabliert. Der Termin, Mittwochabend vor Wieverfastelovend, ist bekannt. Alle Kölner Top-Bands, ob Bläck Fööss, Brings, Cat Ballou, Höhner, Kasalla, Klüngelköpp, Miljö und Paveier rocken den Saal. Aber auch angesagte Redner wie Guido Cantz, Marc Metzger als “Blötschkopp”, Martin Schopps, Bernd Stelter oder Volker Weininger als“Sitzungspräsident” sind gerngesehene Gäste im Jugendheim. Angetan sind die Auftretenden vom feierwilligen, aber auch zur fortgesetzten Stunde aufmerksamen Publikum. Immer wieder erhalten auch Nachwuchskräfte die Chance zum Auftritt, um auf der Bühne Erfahrungen zu sammeln.

Eine Jugendsitzung ohne das Tanzchor der Westerwaldsterne aus Uckerath ist undenkbar. Ihr Auftritt ist gesetzt und Kult. Seit über 30 Jahren sind sie dabei und werden wegen ihrer tollen Performance auf der kleinen Bühne vom Publikum frenetisch gefeiert.

WAS HAT SICH IN DEN LETZTEN 5 JAHRZEHNTEN GEÄNDERT?
Das Programm hat sich kontinuierlich weiter entwickelt. Die Zahl der sogenannten „Büttenredner“ ist in den vergangen Jahren deutlich zurückgegangen, Comedians, wie Guido Cantz, nehmen deren Platz ein. Dafürgibt es wesentlich mehr Musikgruppen, die Stilrichtungen sind höchst unterschiedlich. Köln bietet hier eine Vielfalt, wie keine andere Karnevalshochburg. Verändert hat sich auch die Länge der einzelnen Auftritte. Früherwurden rund 15 Minuten eingeplant, heute 30 Minuten. Der technische Aufwand, besonders bei den Topbands ist gewaltig, da ist das Technikteam enorm gefordert. Unverzichtbare professionelle Unterstützung erhält das Team seit vielen Jahren von Felix Lubberich, der besonders in Stressphasen Ruhe bewahrt. Immer ansprechbar und oft im Hintergrund aktiv ist Jan-Niklas Schmidt. Das Booking läuft vorrangig über verschiedene Agenturen, nicht mehr über die Künstler:innen oder Bands selbst.

GIBT ES BESONDERE AUFTRITTE ODER VORKOMMNISSE?
Hier sind sicher die vielen urkomischen Auftritte des Colonia Duetts zu nennen, die für Begeisterung und wiederholt zu Standing Ovationen führten. Aber auch der Weltenbummler Gerd Rück mit seinen witzigen Bandwurmsätzen sorgte für viel Zustimmung. Um möglichst lange unerkannt zu bleiben, kletterten die Bläck Fööss vor einigen Jahren durchs Fenster in die Bücherei, um von dort aus auf die Bühne zu gelangen. Das Dreigestirn, das vor ein paar Jahren von der Nippeser Bürgerwehr gestellt wurde, Prinz war Michael Gerhold, war während des Auftritts im Jugendheim dermaßen angetan von der positiven und friedlichen Feierlaune, dass es spontan ein Fässchen Kölsch und einige Euro für den Arbeitskreis spendierte. Dazu wurde versprochen und ein Jahr später auch eingelöst, dass das Traditionschor mit einer Hundertschaft die nächste Jugendsitzung besuchen würde. Daraus wurde ein gigantischer Aufzug mit Musikzug und Tanzmariechen zum Auftakt der Sitzung.

WORIN BESTEHT DER REIZ DES KARTENVORVERKAUFS?
Wenn der Termin zum Kartenvorverkauf ansteht, klingeln in etlichen Haushalten der BKS mitten in der Nacht die Handy’s undWecker. Wer eine der begehrten Karten
ergattern möchte, muss sich früh anstellen. Und das wollen Viele, seit vielen Jahren. Und so trifft man sich bei Wind und Wetter, oft bei niedrigen Temperaturen und deutlich vor 6.00 Uhr, um sich gemeinsam die Zeit zu vertreiben, bis es dann endlich losgeht. Es riecht nach frischem Kaffee, es werden Brötchen gereicht, ganz Hartgesottene grillen und genehmigen sich ein garantiert kühles Kölsch. Es wird gemeinsam gegessen und getrunken, es wird Musik gehört, der Austausch untereinander ist garantiert, man kennt sich. Manche spielen Karten, andere dösen im Schlafsack eingelullt dem Morgen entgegen. Dabeisein ist Kult und gehört bei vielen Besucher:innen einfach dazu. Der Kartenvorverkauf für die kommende Sitzung ist am 18.1.2025 um 9.00 Uhr im Kleinen Jugendheim.

WELCHE IDEEN GIBT ES FÜR DIE ZUKUNFT?
Natürlich gibt es kreative Ideen und Wünsche, um die Programme für die nächsten Jahre attraktiv und überraschend zu gestalten. Dazu passen würde der Auftritt einer großen Brasspop-Band, die bislang noch nicht in der BKS war. Nicht einfach gestalten sich die Verpflichtungen von namhaften Bands als Schlussnummer, quasi kurz vor Mitternacht. Wegen des darauffolgenden Wieverfastelovends, hier sind die Bands pausenlos im Einsatz, ist das ein herausforderndes Thema. Daran muss gefeilt werden. Insgesamt schaut das Team optimistisch nach vorne. Hingewiesen wird auf die optimale Zusammenarbeit mit den übrigen Organisator:innen der vielfältigen Karnevalsaktivitäten, die in der BKS
stattfinden. Am Programm der Jugendsitzung für 2026 wird schon gefeilt. Und um den Kartenverkauf macht sich keiner mehrSorgen!

von Alfred Kohlenberg

DAS AKTUELLE TEAM
Anne Kliche
Martin Becker
Christian Böhm
Axel Fengler
Henrike Kohlenberg
Jan Kohlenberg
Sebastian Langer
Anna Oeser
Thorsten Sauer
Sabrina Schmitz
PRÄSIDENTEN DER
JUGENDSITZUNG
Fritz Kautz
Hermann-Josef Lauter
Alexander Heilmann
René Kohlenberg
Martin Becker (amtierend)

Kategorien: Aktuelles

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